Dienstag, 28. Februar 2012

Was macht die Hand im Kopf?

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Selbst Profs beschäftigen sich mit dem Thema... dieser Beitrag drückt das aus, was ich mit Handarbeit verbinde.
...zu Vernetzen, zu Verknoten,
sich in Verstrickungen zu Bewegen, sich Einfädeln zu können sind sinnbildlich gesprochen hoch komplexe Fähigkeiten, ..und sogar auf das Internet sehr gut übertragbar.



Handarbeit als Bildungsauftrag
Von Univ.-Prof. Dr. Iris Kolhoff-Kahl, Universität Paderborn
Das freie Gestalten mit textilen Techniken ist äußerst wichtig für die motorische und geistige Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, weil es beidhändig erfolgt, hohe
Ausdauer und Geduld verlangt, strukturbildend wirkt und nicht zuletzt eine tief in unserer Gesellschaft verankerte Ausdruckssprache ist. Heute sind in vielen Haushalten
textile Techniken, wie Stricken, Häkeln oder Sticken, wenigstens bekannt und einige, meist weibliche, Familienmitglieder beherrschen sie noch, zumindest rudimentär
Aber in den Grundschulen ist zu spüren, dass die traditionellen textilen Techniken verloren gehen. Viele Kinder können nicht mehr knoten, keine Schleifen binden, nicht
flechten oder Bänder drehen, keine Perle annähen oder können mit sieben Jahren keinen Faden einfädeln, weil ihnen die Feinmotorik fehlt, bzw. weil mit ihnen nicht
textiltechnisch gestaltet wurde. Oft bereitet das beidhändige und ausdauernde Arbeiten den Kindern große Schwierigkeiten.
Welche Wirkungen die Hand im Kopf erzeugt, wurde für das Erlernen von Musikinstrumenten von Hans-Georg Bastian (2000) bereits wissenschaftlich in einer groß
angelegten empirischen Studie nachgewiesen: Kinder verbessern ihre soziale Kompetenz, steigern ihre Lern- und Leistungsmotivation, zeigen einen bedeutsamen
10-Zugewinn, kompensieren Konzentrationsschwächen und verbessern letztendlich ihre schulischen Leistungen trotz der Mehrbelastung durch das Erlernen eines
Instruments Die Forderung nach einem Musikinstrument neben dem Laptop auf dem Lehrerpult steht bereits im Raum. Beim textilen Gestalten bieten sich ebenfalls
Chancen, die Vernetzung von sinnlichem Erfahren, ästhetischem Denken und gestaltetem Ausdruck für die Förderung der kindlichen Entwicklung zu nutzen. Es stehen
die begleitenden wissenschaftliche Pilotprojekte noch aus Unsere Kinder scheinen nicht nur einen Laptop, ein Musikinstrument, sondern auch Pinsel, Strick- und
Sticknadel zwischen die Hände bekommen zu müssen, um ihre Lernpotentiale vernetzter ausschöpfen zu können.
Sticken fördert Feinmotorik. Sticken ist ordnungsgebend und musterbildend, beruht auf Wiederholung und benötigt viel Ausdauer und Geduld. Wer sich auf diesen
Prozess schon einmal eingelassen hat, weiß, wie entspannend sich das Sticken auf Körper und Geist auswirken kann, wenn die ersten Übungsstufen überwunden sind
und die Hände routiniert mit der Nadel über den Stoff oder Untergrund gleiten. Diese fast schon therapeutisch anmutende Wirkung empfinden Kinder und Jugendliche
in solchen Entwicklungsstufen besonders intensiv, in denen sie die Wiederholung lieben. Für Grundschulkinder fördert dies die Feinmotorik, sowie auch eine extreme
Beanspruchung des Gehirns. Ähnlich wie beim Spielen eines Musikinstruments muss das Gehirn auch beim Sticken zur gleichen Zeit viele verschiedene Aufgaben
lösen: das Gestalten, was Hand, Gefühl und Kopf verbindet, das gleichzeitige Arbeiten mit beiden Händen, die jedoch unterschiedliche Arbeiten ausführen.
Stricken entspannt und lässt Gedanken freien Lauf. Die ewig gleiche Bewegung der Finger hat meditative Wirkung und aus einem Faden etwas zu schaffen, das einen
umhüllt und wärmt ist ein hoch befriedigender Aspekt. Die neueste Masche aus London ist der Club "Cast off", was Abketten bedeutet. Junge freie Künstler und
Textildesignern gründeten einen Strickclub. Die Nadeln klappern in Nachtclubs, am Strand, auf Themsebooten, in Kunstgalerien, auf Sportveranstaltungen. In Büchern
und Fachzeitschriften wird Stricken als Meditation und Yoga für die Hände bezeichnet Auch in Deutschland finden wieder mehr Mädchen und Jungen Gefallen an den
Maschen auf der Nadel
Kreative Erfahrungen textiler Techniken führen zu immer neuen Ausdrucksformen und nicht zuletzt auch wegen der neurodidaktischen Bezüge, dass nämlich, so
konstatieren immer mehr Didaktiker, alle Tätigkeiten, die eine gewisse Übung der Beidhändigkeit als Voraussetzung haben (Sport, musikalisches Tun, textiles Gestalten
etc.) im Gehirn zu einer hohen Vernetzung führen, die sich positiv auf die menschliche Entwicklung auswirkt. Notwendig dazu sind nach Manfred Spitzer (2000)
Häufigkeit. Relevanz und Ähnlichkeit des Inputs, die gerade bei textilen Techniken - Stricken, Häkeln, Sticken, Nähen oder Weben- besonders zum Tragen kommen.
Bildungsexperten wie auch Eltern sind gefordert, den Kindern alle Möglichkeiten zu bieten, ihre Lernpotentiale zu nutzen - textiles Gestalten ist dabei eine bisher
unterschätzter wichtiger Beitrag, der nicht wie es zur Zeit in einige Bundesländern geschieht aus den Lehrplänen gestrichen werden darf. Zu Vernetzen, zu Verknoten,
sich in Verstrickungen zu Bewegen, sich Einfädeln zu können sind sinnbildlich gesprochen hoch komplexe Fähigkeiten, nicht nur textiltechnische
Tipps und Anregungen zum Textilen Gestalten und Needle Work Design gibt es im Internet und www.textil-creativ.at

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